Es ist ein wenig lustig, gerade noch über eine Weinmesse zu schreiben und gleichzeitig zu betonen, dass ich so wenig wie möglich trinken möchte. Aber eins führt zum anderen.
In Deutschland gehört Alkohol zur Normalität. Oft wird man schief angeschaut, wenn man keinen Alkohol trinkt, auch wenn sich das langsam bei den jüngeren Generationen ändert.
Ich selbst bin recht früh mit Alkohol in Kontakt gekommen. Auf dem Dorf war es üblich, mit 16 Jahren Bier zu trinken, und danach ging es munter mit allerlei Alkoholsorten weiter.
Erst als ich das Dorf verlassen habe und viel Sport gemacht habe, habe ich unbewusst über Jahre nahezu komplett auf Alkohol verzichtet.
Irgendwann entdeckte ich meine Leidenschaft für Wein und steigerte meinen Konsum etwas. Nie in hohen Mengen, nichts, was in Deutschland auffallen würde, aber es entwickelte sich eine gewisse Regelmäßigkeit.
In den letzten Monaten habe ich, bedingt durch die Schwangerschaft meiner Frau, mehr alleine getrunken. Dadurch begann ich, mein Trinkverhalten mehr zu hinterfragen und las auch einiges darüber, zuletzt das Buch „Warum ich keinen Alkohol mehr trinke“ von Bas Kast.
Früher galt die Studienlage, dass ein Glas Wein für Frauen oder zwei Gläser für Männer am Tag nicht schaden. Mittlerweile wurde dies jedoch revidiert. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt inzwischen, gar keinen Alkohol mehr zu trinken und höchstens 1-2 Gläser pro Woche. Die gesundheitlichen Vorteile sind bis jetzt nicht bewiesen, was bedeutet, dass Alkohol in jeglicher Form schädlich sein kann. Und dabei sprechen wir nur von den gesundheitlichen Schäden; alkoholbedingte Probleme können noch ganz andere Dimensionen annehmen.
Überrascht hat mich das nicht wirklich. Aber das letzte Kapitel des Buches hat mich zum Nachdenken angeregt: Warum trinke ich? Und vor allem als junger Vater, was möchte ich meinem Kind mit auf den Weg geben?
Die Antwort auf die erste Frage ist einfach: Ich mag die Entdeckung und die Vielfalt beim Wein sowie den Geschmack. Aber das Gefühl, das mir Alkohol gibt, schätze ich nicht wirklich. Für mich ist Wein ein Genussmittel, und so möchte ich es auch in Zukunft behandeln: mit Zeit und Bewusstsein genießen. Meine grobe Grenze liegt bei einer Flasche Wein pro Woche, die ich meist über drei oder vier Tage verteilt trinke.
Damit bin ich auch schnell bei der Antwort auf die zweite Frage: Ich möchte meinem Kind einen bewussten Umgang mit Alkohol beibringen, wenn das Thema aufkommt, und es niemals als Normalität darstellen.
In Zukunft werde ich also jedes Glas Alkohol noch einmal genauer hinterfragen, ob ich es wirklich möchte oder ob ich aus anderen Gründen mittrinke bzw. dann nicht mittrinke.
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